HISTORY

Unsere Villa wurde 1908 inmitten eines parkähnlichen Grundstücks erbaut und 1942 von meinen Großeltern erworben. Die ältesten Fotos im Familienbesitz stammten aus dieser Zeit. Welch eine Freude, als 2018 in einem Bildband ein früheres Foto von 1930 entdeckt wurde - unser Drei-Giebel-Haus - noch mit dem Charme der Jahrhundertwende - mit breitem Balkon, eleganter Holzveranda, Giebelschmuck und herrlichem Gartenteich.

Ich bin in diesem Haus mit 4 Geschwistern, Eltern und Groß

eltern aufgewachsen und erst mit 22 Jahren ausgezogen. 

 

Mein Elternhaus – nicht ganz klein – nicht ganz groß – mit dem Garten, den alten Bäumen, dem Bach - den offenen Wiesen auf der einen Seite und dem Wald auf der anderen Seite - ist für mich eigentlich immer das Mass aller Dinge gewesen. 

 

Ich bin sehr glücklich, das es mir - auch mit Hilfe von viel Unterstützung - gelungen ist, 2012 das Haus zu erwerben - von Kopf bis Fuss zu sanieren und auch in dem komplett verwilderten und zugewachsenen Garten die alte Anlage in den Grundzügen wieder herzustellen und nach und  nach auszugestalten - mit sonnigen offenen Wiesen, üppigen Staudenbeeten, Obstbäumen und Beerensträuchern - mit lauschigen Sitzecken, einem Pavillon, mehreren Grill- und Feuerstellen.

Seit 2020 entwickelt sich hier auch ein Obst- und Gemüseanbau nach den Ideen der Permakultur.

 

Trotz diverser Altersspuren ist die inzwischen über 100-jährige HopfenbachVilla auch heute noch etwas ganz Besonderes  - nicht mehr ganz so schön wie in ihrer Jugend - etwas amputiert und etwas geliftet - einige Falten, einige Gebrechen. Jedoch trotz alledem erfreut sie mit ihrer liebenswerten Persönlichkeit, dem offenen Ausblick und dem weitläufigen schönen Garten weiterhin ihre Bewohner. 

"Eine wirklich tolle Energie hier", sagen viele. 

 

Es folgt Brainstorming artig -  ohne den Anspruch einer chronologischen Reihenfolge und auch noch unlektoriert -  ein paar Informationen, Gedanken, Erinnerungen und Ideen.

 

DIE  ERBAUER  FAMILIE

 

Nach den entsetzlichen Erfahrungen der grossen Cholera Epidemie, die in Hamburg verheerende Ausmasse hatte, beschlossen der Hamburger Lehrer Jensen und seine wohlhabende dänische Gattin, ihre 4 Kinder und sich selbst ausserhalb Hamburgs in Sicherheit zu bringen und bauten 1906 das Haus in der Eilshorst 19. Sie legten den Garten an - mit Karpfenteich - davor die Grotte, in der wir auch heute noch gern sitzen. Sie pflanzten die wundervolle Blutbuche, die Kastanie und anderes. Und sie bauten am Hopfenbach ein Badehaus.                                                     

Eine Enkelin des Erbauers hat mit ihrer Familie in Ahrensburgs Villenviertel ganz in der Nähe gelebt und glückliche Kindheitstunden im romantischen Garten der Grosseltern verlebt und ihrer Tochter ein Fotoalbum hinterlassen.

Diese Tochter (in meinem Alter) traf ich im Herbst 2018 vor meinem Haus. Wir hatten uns viel zu erzählen. Für sie war es aufregend, nicht nur wie schon seit Jahren über den Zaun zu schauen, sondern in diesem Garten und Haus zu sein, von dem ihre Mutter so viel geschwärmt hatte.

Für mich war es eine seltsam bewegende Erfahrung, wie mein Geburtshaus durch viele heitere, kuriose und bizarre Anekdoten und ihre schönen alten Fotos eine ganz neue Dimension bekam.

 

Hier einiges aus ihrem Album - zusammen mit den handschriftlichen Texten.   

 

 

Da die Kinder der Familie Jensen als Erwachsene alle in die grosse weite Welt hinaus wollten, wurde das Anwesen Ende der zwanziger Jahre verkauft.

Danach wurde es zumindest zeitweise als Pansion betrieben. Zufälligerweise hatte mein Vater schon als junger Mann hier für längere Zeit ein Zimmer gemietet.

 

 MEINE  FAMILIENGESCHICHTE

 

Meine Grosseltern haben das Anwesen 1942 nach ihrer Scheidung erworben. Der Grossvater Ernst Foerster, als Schiffsbauer mehrere Jahre Chefkonstrukteur bei Bloom und Voss, lebte mit seiner 2. Frau in Hamburg. Meine Grossmutter zog zusammen mit ihrer Tochter Ina, Schwiegersohn Paul und den ersten zwei Kindern Monika und Helmut von Hamburg Othmarschen in die Grosshansdorfer Villa mit dem romantischen parkähnlichen Garten am Hopfenbach.

 

Die Großmutter litt unter der ungewollten Scheidung und dem Verlust des großbürgerlichen Lebensstils - mit Wohlstand, komfortablen Lebensbedingungen und hohem gesellschaftlichen Ansehen.

Die junge Familie aber, meine Eltern, waren überglücklich, mit ihren ersten beiden Kindern Monika und Helmut ein so zauberhaftes Zuhause ausserhalb der Stadt gefunden zu haben. 

 

Der Krieg schien kein Ende zu nehmen. Ein Jahr später, im Juli 1943 wurde Hamburg bombardiert und die obdachlosen Städter kamen in Scharen - barfuss - wie mein Bruder sich erinnert - und füllten alle Zimmer des Hauses. 

 

     


 

Häufige gern gesehene Gäste waren die beiden Geschwister meiner Mutter - Elisabeth und Ernst Wilhelm. Es gibt einige glückliche Familienfotos aus dem Sommer 1943, dem letzten, den unsere Grossmutter mit ihren 3 Kindern gemeinsam erleben durfte.

 

 

Elisabeth starb im Oktober 1943 mit 33 Jahren - der Bruder Ernst Wilhelm 10 Monate später mit 29 Jahren - beide wahrscheinlich als Opfer des Hitler Regimes. Elisabeth, hochbegabt, musikalisch ungewöhnlich talentiert, aber seit ihrer Jugend Epileptikerin, kam von einer Kur nicht zurück "Lungenentzündung" stand auf dem Totenschein, wie bei so vielen Menschen in dieser Zeit, die als behindert galten.

 

Der Bruder Ernst Wilhelm, Oberleutnant bei der Marine, starb laut Totenschein in einem Bombenangriff auf München - am 19. Juli 1944, einen Tag vor dem missglückten Stauffenberg Attentat auf Hitler. Seine sehr kritische Haltung zu dem politischen Geschehen und seinen Aufgaben hat er weniger sorgsam verborgen als andere. Seine Mutter hat kurz vor seinem Tod einen herzergreifenden langen Liebes- und Dankesbrief von ihm bekommen, der für immer in ihrer Nachttisch Schublade lag.

Sein toter Körper wurde nach Hause geschickt - meine Großmutter hat ihn gewaschen, es gab eine tödliche Wunde hinten im Nacken - ein Bombensplitter hiess es. 

Unser unmittelbarer Nachbar Herr Abogast (im heutigen Welti Haus) war in seinem Regiment (heisst das so?) und sagte, er wäre nicht gefallen, er wäre abgeholt worden und hingerichtet. Auf dem Totenschein steht etwas anderes und unsere Großmutter wollte das nicht hören, oder wollte sie nur nicht dass andere es hören - und warum nicht? 

 

Vielleicht hat die Nachbarin Frau Füsslein aus der Eilshorst Nr 1 für eine Erklärung gesorgt.

Frau Füsslein hatte im gleichen letzten Kriegsjahr ihren Mann und zwei Söhne verloren was sie mit grosser Fassung trug - fast mit Stolz. Auch noch 10 Jahre später wurden wir Kinder Zeuge, wie sie unserer Großmutter des öfteren darauf hinwies, dass IHRE Söhne "ehrenhaft" gestorben waren - sie hatten bis zuletzt für ihr Land gekämpft ... unsere Großmutter sah dann betreten zur Seite, warum? Was wusste sie? Was dachte sie? Darüber sprechen war einfach nicht möglich. 

 

Die Ungewissheit über die wahren Hintergründe seines Todes bedrücken mich bis heute. Warum? das weiss ich nicht, aber es fühlt sich wie eine Aufgabe an, das heraus zu bekommen.

Mein Bruder meint, wenn er im Familiengrab begraben wird und ich noch lebe, sollte ich veranlassen, dass die evtl noch vorhandenen Überreste unseres Onkels darauf hin untersucht werden, ob sich dort eine Kugel findet. Das wäre ein Beweis. Und dann?

Sicher sind dies nicht die einzigen unsinnigen Überlegungen die einem so durch den Kopf schwirren und - tschuldigung - hier auch noch nieder geschrieben werden - wie Anfangs betont, passiert hier grad alles ziemlich spontan ..

 

Die Uniformen ihres toten Sohnes hat unsere Omi 22 Jahre lang jeden Sommer von Neuem im Garten in der Sonne gelüftet. Ein jährliches Ritual bei dem meine Mutter ihr half. Die beiden Frauen bewegten sich im sonnigen Garten wie in einer dunklen Wolke, eine traurige gemeinsame Vergangenheit die mir verschlossen war, antworten gab es nie und Nachfragen schien den Kummer zu verstärken.

 

Irgendwann habe ich aus einer Laune heraus meinem Verlobten Kai Micolowski im Garten die Uniformen anprobiert und fand, dass er sehr sexy darin aussah - ich muss gestehen, dass ich damals wenig Kenntnisse über die Geschehnissen des 2. Weltkrieges hatte - oder vielleicht besser gesagt, dass sie mir emotional so weit entfernt erschienen wie das Mittelalter mit seiner Hexenverbrennung. Nachträglich schäme ich mich dafür.  Auch für unser Unverständnis dafür, wie Kais Vater sich aufregte als der Sohn in dieser Uniform nach Hause kam. 

 

Wie ignorant waren wir damals! Es gab eine Auseinandersetzung mit der Grossmutter und die Uniformen verschwanden - ich weiss nicht wie und wohin. 

 

Zwei in den Kriegsjahren gestorbene Kinder, beide Geschwister meiner Mutter - das waren schlimme Schicksalsschläge für die Familie - aber für unsere Grossmutter leider noch nicht die letzten.

 

Auch ihr drittes Kind, meine Mutter Ina, starb 1968 mit 58 Jahren in einem Verkehrsunfall am Ende unserer kleinen Strasse. Sie wurde von einem Schulbus angefahren als sie - ohne zu bremsen - auf die belebte Strasse fuhr. Der Busfahrer hatte der Polizei berichtet, dass sie verzweifelt an ihrem Mofa herumhantiert hätte. Irgendetwas funktionierte nicht.                                                                                         Wir sind diesem möglicherweise technischen Defekt ihres geliebten Mofas, dass gerade aus der Reparatur gekommen war, nie wirklich nachgegangen, was ich zutiefst bedaure. "Es hätte ja nichts geändert, sie nicht wieder lebendig gemacht" hiess es. Das stimmt, aber ... eine bedrückende offene Frage weniger in meinem Leben.

 

Ich hatte die Nachricht vom Tod meiner Mutter per Telefon bekommen als ich gerade in meiner Töpfer Lehrwerkstatt bei Liebfriede Bernstil in Ahrensburg eine Glasur abwog, viele Stoffe in mg - ein Vorgang bei dem man sich sehr konzentrieren musste, den man nicht unterbrechen durfte. Ich legte auf und machte geistesabwesend weiter. Frau Bernstil sah mich blass und schwankend aber ich konnte es unmöglich aussprechen, nicht Wirklichkeit werden lassen. Sie schickte mich nach Hause.  Dort fand ich meine normalerweise sehr beherrschte Großmutter völlig aufgelöst vor - zwischen Verzweiflung und Wut. Nie vergessen werde ich ihre schmerzlichen Klagerufe  - "oh mein Gott! jetzt auch mein zweites Mädchchen - warum bestrafst du mich so hart!!"

 

Drei Geschwister, deren Todesumstände letztlich ungeklärt sind? Oder wusste unsere Großmutter evtl. mehr?? Im Oktober 1943 war ihre Tochter Elisabeth in der Kur verstorben - wusste nicht damals jeder, dass eine junge Frau mit Epilepsy aus einer Kur nicht zurück kommen würde??

Der Tod durch Gift war verboten worden. Zu dieser Zeit liess man die unerwünschten Wesen verhungern. Sie wurde in Grosshansdorf beerdigt. Berichte von Menschen, die bei der Beerdigung

zugegen waren, legen nahe dass alle Beteiligten bescheid wussten. Danach? oder schon vorher als sie in die Kur gebracht wurde??

 

Es fühlt sich irgendwie befreiend an, dass hier in meiner Jimdo Website zu schreiben, wo jeder es sofort lesen kann, denn immer noch kann ich über all dies mit niemandem wirklich reden. 

"Das ist doch jetzt alles schon so lange her, lass die Vergangenheit ruhen, das war eben eine ganz andere Zeit".


 Ich habe es als sehr bedrückend erlebt, dass in mir drängende Fragen nie beantwortet wurden. Lücken die ich als Unruhe in meiner Seele fühlte, eine Unruhe, die sich durch mein Leben zieht ...  Wenn wir unter uns Geschwistern über die Vergangenheit reden, ist für mich immer dieser Schatten dabei, das scheint für die anderen nicht so zu sein. 

 

Fürs viele Menschen scheint es einfacher zu sein, mit selbst entwickelten und über die Jahre ausgeschmückten Vorstellungen zu leben als nach Wahrheit zu forschen.

In den vergangenen Jahrzehnten, in denen ich als Psychotherapeutin und als Coach mit Menschen gearbeitet habe, waren solche Schutzvorstellungen für mich immer faszinierende Themen. Sie waren leicht zu erkennen an den überraschend scharfen und heftigen Reaktionen sobald man sie hinterfragte ..

Solche Tabus ziehen mich unwiderstehlich an - diese stillschweigend praktizierten Grenzen, die man noch nicht einmal benennen durfte, geschweige denn darüber sprechen - persönliche Tabus, familiäre oder kollektive gesellschaftliche Tabus.

 

Meine Leidenschaft, zu diesen verschlossenen Räumen Zugang zu finden und Menschen zum helfen, sie als Teil der eigenen Geschichte genauer anzuschauen, hat in meiner therapeutischen Arbeit häufig zu sehr bewegenden und befreienden Momenten geführt.

Manchmal war es wie durch enge Höhlengänge zu tauchen und plötzlich in einer Schatzkammer zu landen oder steile Gipfel zu erklimmen um dann ehrfurchtsvoll vor der unendlichen Weite der Welt zu stehen. 

Wie dankbar bin ich diesen Menschen, die als Kunden sich mit mir auf diese Abenteuertouren wagten und mich an ihren Entdeckungen teil haben liessen. Häufig entstanden dann mit befreiten Köpfen und kreativen Kräften neue Lebensperspektiven. Es konnten von bis dahin unbewussten Tabus befreit, neue Lebensträume und oft auch  Geschäftsideen verwirklicht werden. 

 

In meinem Privatleben allerdings bin ich mit dieser Leidenschaft, Tabus, Grenzen und feste Annahmen zu hinterfragen häufig von einem Fettnäpfchen ins nächste gestolpert - auch in der eigenen Familie - denn da wo viele aufhören hinzuschauen und zu hinterfragen, wird es für mich oft erst richtig interessant. Denn das Unbewusste und Verdrängte sehe ich als Schatzkammer, als einen häufig komplett ungenutzten Reichtum innerer Kräfte und nicht als etwas wovor man Angst haben müsste. 

 

 

ZURÜCK ZUR FAMILIENGESCHICHTE

Unsere Mutter war die engagierteste Mutter die man sich nur vorstellen kann. Die teils recht rigiden Kindererziehungs-Prinzipien der Nachkriegszeit fanden wenig Widerhall in unserem Hause.

Ihre Vorstellungen von kindgerechter Pädagogik und gesunder Lebensführung waren sehr fort-schrittlich und ihr Anspruch ging weit über das hinaus, was damals in unserem Umfeld üblich war.      So lebten wir zum Beispiel vegetarisch - überwiegend von frischen Gartengemüsen und fast komplett zuckerfrei - bis auf die Geburtstagskuchen und die Weihnachtskekse. Das war sehr ungewöhnlich damals, ich kannte niemanden der so lebte wie wir. Nach ihren Erzählungen hatte sie ihre Babies teils nicht in Windelpakete gewickelt sondern auf Torfbettchen gelegt. Noch garnicht lange her ist "windelfrei" als Trend der Moderne entstanden. In meinen letzten Vorschuljahren war sie überzeugte Anhängerin der Nacktkörperkultur und ich erinnere mich an gruselige Urlaube zwischen lauter Nackten. Sie probierte viele Trends einfach aus - nicht immer zur Freude ihrer Kinder. 

 

Mein Vater, Paul Debes, hatte schon in jungen Jahren für sich den Buddhismus entdeckt und eine Zeitlang als Mönch in Ceylon gelebt. Er hat mit vielen Büchern, Seminaren und Vorträgen mass-geblich dazu beigetragen, den Buddhismus in Deutschland bekannt zu machen.                              

Es war das tiefe Interesse an Philosophie, Religion und Mystik dass meine Eltern zueinander geführt und ihre Beziehung zeitlebens bestimmt hat und sie auch in schwierigen Zeiten fest miteinander verbunden hat.

 

Im Buddhistischen Sinne erzogen sie uns, ihre 5 Kinder mit einem hohen ethischen Anspruch, der sich nicht nach persönlichen Vorlieben verbiegen liess. Selbstverantwortung hatte einen hohen Stellenwert. Und es hatte keine Bedeutung für sie, was Nachbarn, Lehrer oder andere Menschen meinten oder urteilten. 

Elterliche Kontrollaktionen wie ich sie bei Klassenkameraden erlebte, gab es bei uns nicht - statt dessen viel Vertrauen in unsere Selbstregulierung - kein Zeugnisstress, keine vorgegebenen Zeiten, wann ich von Partys nach Hause zu kommen hätte, niemals Kommentare zu meinem Kleidungsstil.  

 

Am letzten Schultag fuhr ich meist mit Fahrrad und Jugendherbergsausweis los und keiner fragte, wohin. 3 DM bekam ich pro Tag mit auf den Weg. Das reichte entweder für eine Übernachtung in der Jugendherberge oder fürs Essen. Da musste man sich entscheiden. Schlafen  in Ställen oder abgestellten Baufahrzeugen, Essen vom Feld. Ich erinnere unglaublich intensive Glückszustände, wenn man einen kuscheligen Heuschober oder ein Feld mit reifen Pfirsichen gefunden hatte. Solche Glücksgefühle habe ich als Erwachsene in keinem 5-Sterne Hotel erlebt.

 

Später als Teenager reiste ich oft per Anhalter - immer allein, denn Freundinnen durften so etwas nicht. Zahlreiche Male wurde ich an Landstrassen und Autobahnen von Polizisten aufgegriffen - in der Annahme, ich sei irgendwo ausgebrochen. Dann sass ich auf der Wache und wartete geduldig ab, dass meine Mutter den Polizisten am Telefon erklärte, wieso und warum mir das Reisen per Anhalter erlaubt war. Die elterliche Grundidee: "Was kann man schon anderes erleben als das eigene Karma??" Karma, ein Wort das heute wohl jeder kennt, damals gänzlich unbekannt und das musste ich dann den Polizisten erklären während sie mich auf meine Forderung hin wieder genau an den Platz brachten, wo sie mich abgeholt hatten.

  

Ich habe erst in späten Jahren wirklich begriffen, welch einen weiten und kreativen Gestaltungsraum diese vertrauensvolle Haltung meiner Eltern meinem Leben gegeben hat. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. 

Ich finde es traurig, wie wenig Wahlmöglichkeiten die meisten Menschen in ihrem privaten und beruflichen Leben zu sehen und zu suchen scheinen  - wie sehr sie in der Lebensgestaltung vorgegebenen Konzepten folgen, sich nach den Vorstellungen anderer ausrichten oder sich von Gewohnheiten oder von angeblichen Sachzwängen bestimmen lassen. Dabei kann es so aufregend und schön sein, Neues auszuprobieren und sich immer neue Möglichkeiten für die Zukunft auszudenken.

 

So ist Coaching dann in den vergangenen Jahrzehnten  zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Es macht mich glücklich, wenn ich Menschen helfen kann, ihre Spielräume zu erweitern, Komfortzonen zu verlassen und mehr Freude, Leichtigkeit und Berufserfolg in ihr Leben zu bringen. 

  

 

WIR FÜNF KINDER

 

1944 bekamen Monika und Helmut die Schwester Friedel, 3 Jahre später wurde ich, Angela, geboren und weitere 5 Jahre später kam die jüngste Schwester Sabine in der Hopfenbachvilla zur Welt.

 

 

"So viele Kinder wie Finger an einer Hand", hörte ich des öfteren. Und das habe ich mir dann folgendermassen vorgestellt:                                                                                                                                 Unsere Älteste Monika war der Daumen, der den anderen 4 ein starkes Gegenüber war - Helmut der Zeigefinger, der immer wusste wie alles funktioniert - Friedel orientierte sich als Mittelfinger mehr oder weniger diplomatisch in beide Richtungen - ich war der Ringfinger - nicht besonders kräftig, aber mit symbolischer Bedeutung - Sabine, der kleine flirrige Finger, verlor leicht den Anschluss - abgespreizt an einer Teetasse, ein Zeichen der Eleganz.

 

Ausser unserer Familie  gab es in der Strasse noch eine weitere Familie mit 5 Kindern und den Bauern Weidner mit seinen 2 Söhnen. Wir spielten alle fast nur draussen, waren viel in den Wäldern unterwegs und hatten eine herrliche wilde Zeit. Die Ahrensburger Kinder auf der anderen Seite des Hopfenbachs waren unsere Feinde. Ich erinnere mich gern an wilde Prügeleien. Manchmal  mussten wir auch mit Kindern von Verwandten oder Freunden unserer Eltern spielen, auch wenn die zu doof waren, um über einen Bach zu springen oder über einen Zaun zu steigen. Wenn ihnen dann etwas "passierte", war unsere Schadenfreude gross. Ja wir konnten grausam sein.

 

In Grossmutters guter Stube

 

von lks nach rechts:

Helmut, Papa, Sabine, Friedel, Angela, Monika

Mutti mit Monika vor unserer Haustür in der Eilshorst - Monika machte in Kappeln an der Schlei eine Töpferlehre. Danach lebte sie als junge Erwachsene im Anbau der Hopfenbachvilla und war Studentin in Hamburg an der Keramikabteilung in der Hochschule für bildende Künste am Lerchenfeld. Dort war ich dann auch oft und gern und genoss die kreative, fröhliche und lockere Lebensart unter Künstlern. Monika hatte ihre Lehrzeit in einem Betrieb verbracht, der sehr volkstümliche Keramik herstellte. Erst an der Kunsthochschule wurde ihr künstlerisches Talent sichtbar. Das bewunderte ich sehr und habe es daher immer zutiefst bedauert, dass sie die Kunsthochschule verliess, um einem Ruf unseres Vaters zu folgen, ihn in seiner buddhistischen Mission zu unterstützen.

Die künstlerische Arbeit hat sie nie wieder aufgenommen, aber ich selbst habe mich nach der Schulzeit später auf eine Lehrstelle bei Liebfriede Bernstil in Ahrensburg beworben.

 

Liebfriede Bernstil war als Keramikmeisterin von 1947 bis 1955 an der Hamburger Kunsthochschule tätig - in einer Zeit als sich dort bekannte Vertreter des Bauhaus Stils versammelten.

1955 baute Liebfriede Bernstil ihre eigene Werkstatt in Ahrensburg auf. Ihr Stil war geprägt von der Bauhaustradtion und von ihren Besuchen bei den berühmten Meistern ihrer Zeit in China. Ihre Werke finden sich heute in allen führenden Museen für Keramik Kunst. Wenn ich später erzählte, dass im ersten Jahr meiner Lehrzeit bei ihr kein einziges Stück, dass ich produziert hatte, im Brennofen fertig gestellt wurde, dann wurde ich oft bedauert, weil angenommen wurde, dass das frustrierend gewesen sein muss. Tatsache aber war, dass ich sehr glücklich darüber war, mit welcher unglaublichen Hingabe, meine Meisterin mir das "Sehen" beibrachte - wieviel Zeit sie sich nahm, mich auf kleinste Details hinzuweisen und mir den Unterschied aufzuzeigen zwischen einem guten Objekt und zB. einem chinesischen Meisterwerk. Ich bin ihr sehr dankbar für ihr leidenschaftliches Engagement, mit dem sie mir den Anspruch vermittelte, aus Gutem immer etwas noch Besseres zu machen.

Liebfriede Bernstiel Leben und Werk: https://de.wikipedia.org/wiki/Liebfriede_Bernstiel

 

 

1969 - ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter und nach Abschluss meiner Keramiklehre - bin ich im Elternhaus ausgezogen und habe - nur ein Dorf weiter in Hoisdorf - 1973 und 1974 mit einem Mann, den ich aus tiefstem Herzen liebte, meine beiden Kinder Nina Anuschka und Daniel bekommen. Mein Partner war ein sehr unkonventioneller, intelligenter und auch sehr philsophisch denkender Mann. Allerdings entdeckte ich erst als wir beide zu Eltern geworden waren, dass man in Sachen Familienleben und Rollenverteilung konventioneller als er kaum hätte sein können. 

Es war wunderschön, Mutter zu sein, ein nie gefühltes Glück. Ich erlebte diese schönste aller Verantwortungsaufgaben, meine Babies zu betreuen, als sehr erfüllend.  Noch nie hatte sich mein Leben so sinnvoll angefühlt - aber zugleich hatte ich wenig Ideen, wie meine Zukunft aussehen würde und das bedrückte mich.

1977 schenkte mir eine Freundin das erste EMMA Heft von Alice Schwarzer. Da hatte eine Frau mir - nicht in allem - aber in vielem aus der Seele gesprochen. Ich hatte den Feminismus für mich entdeckt und verschlang alle Bücher von Simone de Beauvoir und anderen Frauen und erfuhr von den verschiedenen Phasen, Zielen und Ergebnissen einer Bewegung, die bereits einige Jahrhunderte alt war, von der ich damals noch nicht viel - und wenn dann eher Abfälliges gehört hatte. Ich gewann ganz neue Ideen darüber, was "Frau sein" heissen kann. Das war mit den Erwartungen, die mein Partner an mich hatte, einfach nicht zu vereinbaren. 

Ich trennte mich und lebte für einige Jahre mit meinen Kindern mit wenig Geld aber viel Platz im Schloss Wotersen bei Büchen. Ich hatte dort bei Ausflügen leere Fenster entdeckt und war spontan mit meinen 2 Babies im Tragetuch auf der Hüfte - durch den Haupteingang ins Schloss und in den 1. Stock vorgedrungen, wo ich den erstaunten Nikolas Graf von Bernstorff, den damaligen Besitzer, traf und ihm mein Anliegen vortrug,  die leere Etage zu mieten.

 

Etwas zögerlich ging er mit mir in den Seitentrakt hinüber, um mir dieses Vorhaben auszureden.            Es gab kein fliessend Wasser, keine Heizung, nur kahle einige hundert Jahre alte Schlossräume. Ich war entzückt, es war Sommer, meine Kinder waren ein halbes und eineinhalb Jahre alt und ich wollte sofort dort einziehen und ein Nest für uns bauen.

Er fragte mich ein wenig amüsiert was ich denn zahlen wollte und ich antwortete entschlossen "150 DM". Nach kurzer Überlegung, die mir sehr lang erschien, meinte er  "naja, das ist auch Geld" und stimmte zu.

Es gab keinen Schlüssel für die schwere Schlosstür, keinen Vertrag für die 200 qm grosse Wohnfläche aber bis zum Winter hatte ich Wasser und Öfen installiert, eine Küche und sogar eine Badewanne mit Boiler, ich hatte den Kindern ein Hochbett gebaut mit Fenstern zum Auf- und Zuklappen, mit Rutsche und Sprossenleiter und darunter eine grosse grüne Wiese - eine mit Samt bespannte Schaumstoffmatte und an die Wand hatte ich grosse bunte Blumen gemalt.

Die wunderschönen alten Dielen wurden abgeschliffen und Türen und Fenstereinfassungen abgebeizt. Ich hatte sehr viel Energie und Motivation, unser Heim so schön wie möglich zu machen und alle handwerklichen Fähigkeiten zu erlernen, die dafür nötig waren - eine sehr gute Erfahrung, was man alles lernen kann und wie hilfsbereit ich mein Umfeld dabei erlebte.                                                            Ich hatte mit meinen beiden Kleinen dort in dem Schloss und auf unseren täglichen stundenlangen Streifzügen durch die umliegenden Wälder eine ganz unvergesslich schöne Zeit. Meine geliebten Kleinen in die Natur zu bringen, ihre Entdeckerfreude zu erleben, ihren Eifer und ihre Ernsthaftigkeit, die kleinen und grossen Herausforderungen im Wald zu meistern,  daran zu lernen und zu wachsen - das war mir in diesen ersten Jahren Pädagogik genug und eine Freude des gemeinsamen Erlebens, wie es sie so niemals mit Erwachsenen gegeben hatte. Ich war jetzt "allein erziehend" das war die offizielle Bezeichnung, aber meine Gefühl war, dass wir alle 3 in einer grossen Geborgenheit mit Natur und Umfeld lebten. Ich vermisste nichts. Abend für Abend wenn sie schliefen, war ich voll Dankbarkeit über die wunderbaren Veränderungen, die sie in mein Leben brachten - unsere Liebe miteinander, die Freude an der Verantwortung für sie und die vielen Entdeckungen die meine Kinder in mein Leben brachten durch ihre Aufmerksamkeit für winzige Details, Käfer, Moos, Pflanzen, Baumstümpfe in deinen vielleicht Zwerge wohnen.

 

Nach zwei Jahren hatte ich auch meine erste Töpferwerkstatt in Schloss Wotersen und konnte dort für Menschen aus der Umgebung Kurse geben.

Danke Nikolas Graf von Bernstorff!! Du warst mein Engel. 

 

Zum Schulbeginn wollte ich dann aber umziehen, die Dorfschule schien mir für meine beiden "einzigartig grossartigen Kinder" nicht der richtige Ort.

 

Daher haben wir in den frühen 80-ern erneut für 4 Jahre in der Hopfenbachvilla gewohnt - ich als allein erziehende Mutter mit zwei Kindern, die ihre ersten Schuljahre in der Rudolf Steiner Schule Bergstedt verbrachten. Es gab zahlreiche Kinder in der Strasse und eine nette, unterstützende Elterngemeinschaft.

Der neuere Anbau der Hopfenbachvilla, die heutige Studiowohnung war Gemeinschaftswerkstatt. Stephan machte Lampen und Spiegel aus Glasmosaiken, Dirk politisch engagiert, Siebdruck Plakate, Jan Fotografie und ich hatte dort meine Keramikwerkstatt in der ich auch Kurse gab - für Erwachsene und für Kinder. Meine eigenen Produkte - Skulpturen, Lichtobjekte, Schalen und Vasen verkaufte ich aus der Werkstatt heraus oder in Hamburger Gallerien und Kunsthandwerker Ausstellungen.                                           Über viele Jahre konnte ich damit für meine Kinder und mich den Lebensunterhalt verdienen und gleichzeitig zuhause und bei ihnen sein. Wir hatten auch hier eine sehr schöne erfüllte Zeit.

 

 

Von meiner Keramik habe ich leider nie Fotos gemacht, einige wenige Dinge wurden in Galerien fotografiert.

 

Lichtobjekte

 

Bevor mein Sohn eingschult wurde, wollte ich gern nochmal einige Monate mit meinen Kinder in einer anderen Kultur verbringen. Geplant war Bali, aber dann kehrten Freunde aus Kalifornien zurück und waren so begeistert von dem Land.

Im Januar 1980 brachen wir auch nach Kalifornien auf - ich war 32 J, Daniel 6 J und Nina Anuschka war 5 Jahre alt. Die Monate, die ich mit meinen Kindern in der kleinen Community Bolinas erlebte, war eine Zeit die ich nicht missen möchte. Wir waren fast unentwegt in der Natur unterwegs, lebten wie Robinson Kruse am Strand. Es tat so gut, meinen beiden Kleinen so eine schöne abenteuerreiche Zeit bieten zu können und sie so lebendig erleben zu dürfen. Menschlich begegnete mir eine erstaunliche Offenheit und natürliche unkomplizierte Fröhlichkeit im Umgang mit meinen Kindern - ganz anders als ich es in Deutschland gewohnt war, hatten die Kalifornier so gar nichts Betuliches and sich, sondern waren sehr einfallsreich, einfach nur Spaß mit den Kindern zu haben. 

 Der heitere, dynamische, innovative Spirit der in den frühen Achtzigern dort gelebt wurde - von Taxifahrern, Liftboys, Verkäufern, dem rockenden Zahnarzt, den Müttern und den älteren Frauen - das alles hat mich sehr beeindruckt und hat mich herausgefordert - einfach viel mutiger zu leben.

 

 

Diese Monate, die wir dort - eine Autostunde nördlich von San Franzisko - mit ganz unterschiedlichen Menschen verlebten, war eine Zeit, die für jeden von uns Dreien auf eine andere Art inspirierend und prägend war. 

Eine wichtige Inspiration waren für mich die kalifornischen Frauen. Zurück in der Heimat erschien mir das Selbstverständnis der deutschen Frauen sehr traditionsbestimmt, bemüht attraktiv auszusehen, eine gute Mutter und Partnerin zu sein und alles richtig zu machen -  aber sehr wenig ausgerichtet an eigenen Träumen und Lebensvorstellungen. Wenn man sich nicht an gängige Werte hielt, stiess man als Frau sehr schnell an eine Wand, löste Befremden aus oder gar Misstrauen und Ablehnung. Das war mir zuvor nie so aufgefallen.  

 

Kalifornische Lebensart wurde für mich und einige Freunde zu einem neuen Lebensstil

Weihnachten 1980 feierten wir in der Hopfenbachvilla  - alle diese Freunde waren einige Monate oder Jahre in Kalifornien gewesen. Unsere Freundschaften waren in mancherlei Weise von der leichten, kalifornischen Lebensart inspiriert - Weihnachten einen Joint zu rauchen, war ein Teil davon.

 

Auf den Fotos meine Kinder Nina Anuschka, Daniel und ich, mein Freund Ulf, Marie mit Michael, Jörg mit Freundin Sabi. Wie Jörgs Hund hiess, weiss ich nicht mehr, nur dass ich es hasste, nachts barfuss auf angekaute Knochen zu treten ...

                                                                                                                                                         

 

In meiner Keramikwerkstatt arbeitete ich nach dieser Kalifornienzeit jetzt planloser, intuitiver, aber sehr konzentriert - oft über mehrere Tage am gleichen Objekt. Es war mir gelungen, eine ganz besondere perlmuttglänzende Glasur zu entwickeln - die glasierte Oberfläche meiner Objekte erinnerte jetzt an Abalone Perlmutt Muscheln, die wir am Strand gefunden hatten. Es war für mich immer ein grosse Freude, die Objekte aus dem Brennofen zu holen.

Allerdings löste sich meine Kunst immer mehr von den Kundenwünschen - ich machte nicht mehr "schön", sondern liess entstehen, was entstehen wollte.

Und das gefiel einigen treuen Kunden dann oft nicht mehr.

 

Die "erotischen Objekte"  zum Beispiel (hier nur die harmloseren..) wurden zwar viel bewundert aber selten gekauft - bis ein Freund aus Los Angeles sie in meinem Studio in der Hopfenbachvilla entdeckte und mich an eine Galerie in Beverly Hills vermittelte, wo die Skulpturen sehr schnell zu erstaunlichen Preisen weggingen, von denen ich allerdings nur einen ganz kleinen Teil sah. Einige Jahre lang verkaufte ich meine Werke in Galerien in San Francisco, in Mill Valley und Los Angeles und Beverly Hills.

 

Diese Kalifornienreise war ein Wendepunkt in meinem Leben - es waren ganz neue Ideen aufgetaucht, ich hatte neue interessante Vorbilder - aber auch ein neues Hinterfragen von Vertrautem. 

 Auch mein Verhältnis zur Kunst hatte sich geändert, es ging mir zunehmend um das Gefühl und um die Erfahrung im kreativen Gestaltungsprozess. In diesem Sinne bot ich über einige Jahre Keramik-workshops im Studio der Hopfenbachvilla an - und begann eine Ausbildung zur Gestalttherapeutin.

 

Ich wurde als "allein Erziehende Frau" oft bedauert - von "stressvollem Spagat" war dann die Rede oder von "Doppelbelastung". Aber ich habe das überhaupt nicht so empfunden. Für meine Kinder zu sorgen, sie nach der Schule zu empfangen, Mahlzeiten für sie zuzubereiten,  mit Ihnen die Welt neu zu entdecken, sie durch die verschiedenen Entwicklungsphasen zu begleiten, zu stärken, zu ermutigen, zu trösten - es war alles sehr gut so wie es war. Auch dass ich unseren Lebensunterhalt im Haus, in der Werkstatt erwirtschaften konnte, die kreative Arbeit, die Kurse -  das war eine wunderbare Ergänzung.

Natürlich musste ich sehr viel und sehr hart arbeiten, Freizeit für mich allein gab es so gut wie garnicht. Das Geld war Monat für Monat sehr knapp, die Einnahmen sehr unregelmässig, wenig planbar und reichten oftmals kaum fürs Notwenigste.

Einen regelmässigen Unterhalt bekam ich nicht. Ich war ja nie verheiratet gewesen und hatte mich von meinem Ex ohne einen für ihn verständlichen Grund getrennt. Das hatte ihn sehr gekränkt - und das liess er mich fühlen.  

Es scheint aber zu den Grundzügen meines Wesens zu gehören, dass Herausforderungen mich reizen und stärken. Ich hatte in dieser Zeit sehr viel Kraft und Zuversicht.

 

Das änderte sich leider sehr abrupt. Wir hatten in der Hopfenbachvilla zur Untermiete gewohnt und wurden gekündigt, als unsere Vermieter, ein junges Paar,  ein Kind erwarteten. Ich hätte mich vielleicht gegen die Kündigung wehren können, aber die Idee kam mir nicht und ich habe die Schwierigkeit, als alleinerziehende Mutter von 2 kleinen Kindern, von Beruf Künstlerin, eine Wohnung und eine Werkstatt zu finden, komplett unterschätzt.

 

Es begann für meine Kinder und mich eine traumatische Zeit wechselnder Wohnsitze - für mich mit sehr unschönen familiären Auseinandersetzungen um eine erneute Wohnmöglichkeit in der Hopfenbachvilla. Mein Leben hatte wie wohl jedes Leben, einige größere und einige kleinere Krisen, aber dieses war die Schmerzlichste - und sie hat Schäden hinterlassen. 

 

Ich konnte meinen noch sehr jungen Kindern nicht mehr die Geborgenheit, Stabilität und Zuversicht bieten, die sie gebraucht hätten. Das hat mich damals emotional sehr aus der Bahn geworfen und sie sehr belastet und tief verunsichert und es ging ein Grundvertrauen verloren.

Unsere Jahre in der Hopfenbachvilla zwischen 1978 und 1983 waren für mich ein "goldenes Zeitalter" eine glückliche Zeit mit den Kindern und eine kreative Schaffensphase. 

 

 

Ich habe später noch einmal für eine kurze Zeit in Hamburg Winterhude eine Werkstatt gehabt und Kurse gegeben, habe etwas Eigenes habe ich nie wieder machen können.

Der Schmerz und die Traurigkeit über den Verlust dieser schönen unbeschwerten Zeit mit den Kindern,  wird wohl für immer zu meinem Leben gehören -. 

 

Die neue Lebensphase war auch von Kalifornien inspiriert. Seit 1980 hatte ich über einen Zeitraum von über 20 Jahren in zahlreichen Aus- und Fortbildungen in USA spannende Methoden der Psychotherapie und des Coaching kennen und praktizieren gelernt, die es teilweise so in Europa nicht gab. Das Gespräch als ein kreativer gemeinsamer Prozess - eine innovative Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Lebensgestaltung - mehr Raum für Leichtigkeit, Leidenschaft  und Lebenserfüllung. Weniger Focus auf Probleme, mehr auf die Vision des gewünschten Lebens, sich ein Arbeitsfeld erschaffen, dass Freude macht und Sinngefühl gibt. Das Vertrauen, dass Berufserfolg auch im Flow passieren kann - mit Freude und Liebe und nicht nur mit Disziplin und harter Arbeit. 

 

Coaching ist zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Was kann ein schönerer Gesprächsinhalt sein, als Menschen die Lust auf Veränderungen haben, unbekannte Türen zu öffnen - mit ihnen zusammen zu entdecken, wo diese Türen zu finden sein könnten.

 

Es ist ein spannender kreativer Prozess, Menschen zu animieren und zu provozieren, mehr Freiheit im Denken zu gewinnen, diese Gespräche sind inhaltlich nicht planbar, häufig voller Überraschungen

Es macht Spaß, zu kreativen Gedankenspielen zu animieren um aus neuen Perspektiven auf das Leben zu schauen, Vertrautes in Frage zu stellen und teils unbewusste Grenzen durch praktische Experimente zu durchbrechen und neue Möglichkeiten zu entdecken und zu leben ...

 

Dien Coachinggespräche  finden jetzt auch in der Hopfenbachvilla statt - im Sommer oft im Garten. Aber auch in Hamburg oder Berlin oder auch telefonisch.

Mehr dazu www.debestraining.de

 

 

CO-LIVING IN DER HOPFENBACHVILLA

Auch das heutige Wohnkonzept der Hopfenbachvilla geht zurück auf Wohnformen die ich in  Kalifornien kennen lernte. Anders als in den mir bislang bekannten Wohngemeinschaften, lebten hier beruflich besonders engagierte Menschen in einem puristischen Ambiente, funktional ausgerichtet, mobil und ballastfrei  - gut organisiert, mit klaren Regeln, so dass alles was das Wohnen anbetrifft,  nur einen minimalen Aufwand braucht. Der Kontakt miteinander ist freundlich und offen aber es gibt keinen Anspruch an gemeinsame Abende oder Mahlzeiten. So etwas ergibt sich gelegentlich. Ich suche Menschen zwischen 30 und 60 Jahren aus, die beruflich engagiert sind und gut mit sich selbst auskommen, dann kommen sie auch mit anderen gut aus. 

 

noch in Arbeit:  

Change - 7 Jahre Hopfenbachvilla -

Coaching WORK-LIVE-DESIGN